Stiftung St. Jakob

Etablissements médicaux

Etablissements médicaux

Stiftung St. Jakob, Zurich

LAGE / GESCHICHTE

Die Stiftung St. Jakob betreibt eine Heim- und eine Werkstätte für Behinderte. Sie wurde anfangs des 20. Jahrhunderts in Zürich-Aussersihl gegründet und erhielt den Namen des sich einst dort befindenden Weilers. Da am ursprünglichen Standort das räumliche Potenzial ausgeschöpft war, machte sich die Stiftung auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück für ein Gewerbehaus. Es musste sich an zentraler Lage befinden und mit dem öffentlichen Verkehr gut erreichbar sein.

Die Stadt Zürich erklärte sich bereit, der Stiftung ein unbebautes, trapezförmiges Grundstück an der Ecke Heinrich- / Viaduktstrasse im Baurecht abzugeben. Die Parzelle ist in das orthogonale Strassenraster des historischen Industriequartiers eingepasst, wird an der südöstlichen Längsseite aber vom Eisenbahnviadukt «angeschnitten», der Zürichs Hauptbahnhof mit dem Quartier Oerlikon verbindet. In den mächtigen Natursteinbögen des Viadukts ist vor wenigen Jahren eine Abfolge von Läden, Ateliers und Gastronomielokalen entstanden. Die Viaduktstrasse ist heute eine beliebte Flaniereile.

Für das Bauvorhaben schrieb die Stadt Zürich im Auftrag der Stiftung St. Jakob einen nicht anonymen, einstufigen Gesamtleistungsstudienauftrag im selektiven Verfahren aus. Dieses Wettbewerbsverfahren wurde von Caruso St John Architects AG und HRS Real Estate AG gewonnen.

KONZEPT / ARCHITEKTUR

Das neue Gewerbehaus umfasst verschiedene Produktions- und Dienstleistungsbereiche, eine Bäckerei und ein Personalrestaurant. An der schmalen Südwestfassade befindet sich an einer kleinen, baumbestandenen Parkfläche ein Café mit Aussensitzplätzen. Auch eine Flechterei, in der man heute noch Körbe flicken lassen kann, gibt es. So bietet das sechsgeschossige Gewerbezentrum rund 400 Menschen mit Behinderung geschützte Arbeitsplätze mit einer guten fachlichen Betreuung.

Die Nordostfassade liegt in der Flucht der Heinrichstrasse. Nach Südosten und zu den Seiten gliedert sich das Volumen in einen zweigeschossigen Sockel und einen zurückversetzten viergeschossigen Aufbau, wobei das überhohe fünfte Obergeschoss teilweise als Attika ausgebildet ist. Die Grundrisse sind fünfeckig – eigentlich handelt es sich um streng orthogonale, in einen regelmässigen Raster integrierte Rechtecke, mit der Angleichung an Viadukt und Viaduktstrasse als «Störung».

Der Eingang für die Mitarbeitenden befindet sich in der Nordostfassade, dort, wo die nächstgelegene Tramstation auf kürzestem Weg zu erreichen ist. Er führt direkt in die grosse Erschliessungs- und Anlieferungszone, welche die ganze Breite dieser Fassade einnimmt. Hier befinden sich auch die Andockungsstelle für Lastwagen und die Rampe zur Tiefgarage. Gegenüber dem Strassenraum verhält sich das Gebäude auf seiner Nordseite wie ein normaler Gewerbebau. Aussergewöhnlich sind jedoch die in die vorfabrizierte Sichtbetonfassade eingegossenen Jakobsmuscheln.

Die Werkstätten und Dienste sind über die verschiedenen Geschosse verteilt, von der Viaduktstrasse kann man direkt den Betrieb in der Bäckerei beobachten. Der Architektur gelingt es, repräsentativ zu wirken und gleichzeitig funktional und nahe am Geschehen der Stadt zu sein, unter stetiger Berücksichtigung der Bedürfnisse einer ganz spezifischen Gruppe von Nutzerinnen und Nutzern.